Mittwoch, 24. Juni 2015

Viel zu tun! Mein letzter Post aus Mendi



11.06.15
Vergangenes Wochenende habe ich es endlich geschafft, nochmals nach Tari zu gehen, um an der dortigen Secondary School ein wenig auszuhelfen. Eigentlich war ja die Idee, dass ich ab Februar dort hätte unterrichten sollen – und im Zuge mich auch um die Fortbildung der naturwissenschaftlichen Lehrer hätte kümmern sollen, aber dann fielen ja zeitgleich die beiden Schwestern aus, die im Büro der Diözese gearbeitet hatten, und so blieb ich ja dann auf Bitten des Bischofs doch in Mendi, versprach aber, mir dennoch einmal die ganzen „Science-labs“ anzuschauen.
…und deshalb fuhr ich am Donnerstag für ein langes Wochenende (am Montag war offizieller Feiertag – Queen’s birthday) nach Tari.
Die Tari Secondary School hat ca. 700 Schüler (für die Lehrerinnen und Lehrer und Genderverfechterinnen und Genderverfechter unter uns: Schülerinnen und Schüler ;-) ) in jeweils vier Klassen pro Klassenstufe und die Stufen sind 9 bis 12. Ein kurzer mathematischer Exkurs zeigt uns, dass dann im Schnitt 175 Schüler pro Klassenstufe und damit knapp 44 Schüler in einer Klasse sind…
Diese Secondary School ist eine private Schule; Träger ist die Diözese.

20.06.15
…und genau dort wurde ich unterbrochen und nun sind es schon wieder 9 Tage später…
Zurück zur TSS (Tari Secondary School):
Die Schulleitung hatte mich wiederholt gebeten, doch zumindest für ein paar Tage in Tari vorbeizuschauen, wenn schon nicht, um selbst zu unterrichten, dann wenigstens, um das ganze Experimentierzubehör, dass die Schule hat, zu sichten und den Lehrern zu erklären, was sie damit anfangen können. Es ist nämlich so, dass die Regierung offensichtlich JEDER Secondary School Zubehör für den „Science“-Bereich schickt – ungefragt. ANSICH ist das ja bestimmt eine großartige Idee, in der Praxis allerdings viel „‘rausg’schmiss’nes Geld“ (wie die Schwäbin in mir sagen würde), denn leider gibt es außer einem Lehrplan (ein DINA4-Heft) und einem „Teachers Guide“ keinerlei Materialien, um zu erklären, was mit all diesen Dingen zu tun sei.
Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet, mir wurde nur angekündigt, es würden Kisten mit Experimentierzubehör auf mich warten. In meiner (immer noch nicht verflogenen ;-) ) Naivität habe ich mir irgendwie vorgestellt, schöne Experimentierkästen vorzufinden – womöglich noch mit Anleitung (oder so), doch dass mit „Kisten“ wirklich riesige Transportkisten gemeint waren, die nur mit einem LKW transportiert werden könnten, hätte ich mir nicht im Traum vorgestellt. Doch genau so war’s! Als mich der Schulleiter in Mendi abholte, wurde er von einem LKW begleitet – und wie sich herausstellte, sollte der die verbliebenen zwei Kisten transportieren.
Nun ja. Angekommen in Tari stellte ich fest, dass die Leiterin der „Science“-Abteilung auch Chefin der Küche war – ich sag’s ja immer: die Chemiker sind gute Köche – im Labor und auch außerhalb! :-)
Als ich dann das Labor inspizierte, stellte ich fest, dass allerlei Gerätschaften und Chemikalien vorrätig waren und ich fand außerdem, dass die Bedingungen in diesem Labor (ein Laborunterrichtsraum) nicht so waren, dass ich da gerne unterrichtet hätte – also SO, wie es war, nicht; wenn man ein paar Dinge geändert hätte (die Hygiene z.B.) wäre das kein Problem gewesen.
Wie auch immer: Kein laufendes Wasser, Strom nur abends, wenn der Generator angeschaltet wird, kein Abzug, nicht geputzte Tische, eine nicht geputzte Tafel, ein Eimer mit allerlei ekligen Dingen drin, unbeschriftete Chemikalienflaschen, nicht weggeräumte Chemikalien und vor allem auch unsachgemäß gelagerte Chemikalien waren meine hauptsächlichen Beanstandungen.
Dann habe ich mir mal ein Bild über all das verschafft, was bereits in einer vorigen Lieferung geliefert wurde. Dabei habe ich einerseits festgestellt, dass nicht viel davon je benutzt wurde – und andererseits festgestellt, dass es das eine oder andere Gerät gab, von dem ich absolut keine Ahnung hatte, was man damit wohl am besten anstellen sollte (und es gibt dort sehr viele Dinge, die ich zwar kenne, bei denen sich mir aber überhaupt nicht erschließt, was eine Schule damit anfangen soll; diese Meinung hat sich auch nicht geändert, nachdem ich mir dann am nächsten Tag mal die Lehrpläne Chemie und Biologie angeschaut hatte – Physik habe ich ausgelassen, denn die stellvertretende Schulleiterin ist eine indische Schwester, Physikerin und eine tolle Powerfrau, die hat sich selbst viel dort zusammengesucht und erarbeitet, die brauchte meine Hilfe nicht, mit der hätte ich im Gegenzug aber ganz gerne zusammengearbeitet ;-) ).
Am nächsten Tag haben wir dann zusammen die beiden neuen Kisten ausgepackt und haben versucht, alles zu kategorisieren und zu schauen, für welchen Fachbereich was gedacht war.
Manche Dinge, die da ausgepackt wurden, sind wirklich klasse und absolut didaktisch wertvoll. Ein Beispiel wäre eine kleine manuelle Zentrifuge (mit Kurbel): genial, um das Prinzip der Zentrifugation anschaulich zu erklären und wirklich ausreichend für die Lehre. Andere Dinge sind im höchsten Maße unpraktisch, überflüssig und manchmal sogar richtiggehend gefährlich. Ich war zwischendurch kurzzeitig vor einem Herzstillstand: beim Auspacken kam mir eine kleine Glas(!)flasche in die Hände – und darin: Quecksilber. Ohne irgendeine Art von Schutz (innerhalb oder außerhalb oder sonstwo) oder Hinweis auf die Gefahr. Unnötig zu sagen, dass die mitgelieferten Thermometer natürlich auch Quecksilberthermometer waren und dass auch das Natrium entsprechend überhaupt nicht sicherheitsverpackt geliefert wurde. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!!!!
Wer packt diese Kisten – und wer gibt diese in Auftrag – und WER MACHT SICH DARÜBER GEDANKEN??? Ich war und bin wirklich unzufrieden, denn das kostet die Regierung hier sicherlich viel Geld, jede Secondary School mit diesem Zubehör auszustatten. Aber es wäre halt so viel sinnvoller, nur ein Viertel davon wirklich auszuliefern und die restlichen drei Viertel des Geldes dafür zu verwenden, eine Anleitung, Gebrauchsanweisung oder ähnliches mitzuliefern und die Lehrer fortzubilden…

Nun ja, wie auch immer:
Ich hätte dort sicherlich Monate verbringen können, um das alles auszuprobieren und dann alles an die Lehrer weiterzugeben. Da ich diese Zeit nicht hatte, habe ich mich darauf beschränkt, mit den Lehrern durchzugehen,
a.)   was all diese Utensilien sind, die sie da bekommen haben, und wofür man sie einsetzen kann und
b.)   welche EINFACHEN Experimente sie in Chemie und Biologie machen können, die zum Lehrplan passen.
Insbesondere der zweite Punkt scheint ganz gut angekommen zu sein – und es waren auch hier die wirklich ganz einfachen Verknüpfungen zur Alltagswelt, die besonders positiv erwähnt wurden.
(Vielleicht ein Beispiel für die Nicht-Chemiker unter uns: Im Lehrplan steht Diffusion – Verteilung von Stoffen in einem Raum – und Faktoren, die sie beeinflussen. Dass Diffusion temperaturabhängig ist, hat mit Sicherheit jeder schon einmal – unbewusst – festgestellt: hängt man einen Teebeutel in eine Tasse mit kaltem Wasser, sieht man nach einiger Zeit, dass sich die Inhaltsstoffe nur direkt am Teebeutel in Wasser lösen (i.d.R. am Boden der Tasse), und die Verteilung nicht sehr schnell (spontan) geschieht. Gibt man den Teebeutel allerdings in heißes Wasser, ist innerhalb kurzer Zeit das ganze Wasser „farbig“ (von den Teeinhaltsstoffen.)

Ich nehme ein paar Ideen mit nach Hause, wie ich der TSS auch von Deutschland aus helfen könnte – schauen wir mal, was daraus wird. (-> Viel zu tun!)

Mädchen und Frauen
Ein anderer Punkt, der mir, je länger ich hier war, immer deutlicher wurde, ist, wie schlecht die Stellung von Frauen und Mädchen ist, und wie schlecht das Werteverständnis ist.
Mädchen bekommen zwar inzwischen häufiger eine recht gute Bildung (dürfen also länger zur Schule gehen), aber aus dem einfachen Grund, dass das ihren „Wert“ (also materiell gesprochen…) steigert – der Brautpreis geht dadurch deutlich in die Höhe.
Der Kommentar einer jungen Frau, dass sie sich wie ein Schwein fühlt, hat mich sehr nachdenklich gemacht – Schweine (das hatte ich schon einmal geschrieben) haben hier einen sehr hohen ideellen Wert und werden gehegt und gepflegt und dann für tausende Kina verkauft. Entsprechend scheint das mit vielen Mädchen auch zu sein.
Und dann – auf der anderen Seite – kümmert sich aber keiner um diese Mädchen (und natürlich auch nicht um die Jungs) – das Werteverständnis ist katastrophal und Frauen werden sehr häufig nur als Objekte zur Befriedigung der sexuellen Lust angesehen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Polizisten, Staatsangestellte, Angestellte von besseren Hotels etc. auf der Suche nach „billigen“ Mädchen durchaus direkt in Schulen fahren und die Mädchen mitnehmen (für ein paar Kina „Lohn)…. Die Mädchen lassen sich darauf ein, weil ihnen das kurzzeitig etwas mehr Bargeld verschafft, das sie in der Regel dann aber sofort für irgendetwas ausgeben. Und die „Sugar Daddies“ gibt es hier eben auch.
Irgendwie schrecklich, das alles.
Die Sexualisierung der Gesellschaft hier empfinde ich auch als erschreckend – das beginnt bei Kleinigkeiten – Gesprächen, merkwürdigen Umarmungen,… - und geht hin dazu, dass viele Leute hier irgendwelches pornographisches Material besitzen (aus dem Internet herunterladen, per Handy teilen,…). Der Sprung von der „Steinzeit“ in die Neuzeit ist hier eindeutig zu schnell gewesen.
All dieser Input scheint das Bild zu bestätigen, dass Frauen lediglich Mittel zur Befriedigung der sexuellen Lust sind und so bekomme ich nach und nach einen Einblick in die Realität hier: sexuelle Belästigungen sind an der Tagesordnung und Vergewaltigungen durchaus üblich (merke: ich bekomme sicherlich nur einen klitzekleinen Teil davon berichtet…) – eine Schwester, die letztlich aus einer der Gemeinden hier zurückkam berichtete von einer traurigen Taufe: ein Neugeborenes, schwerst missgebildet – nach Vergewaltigung eines Mädchens durch ihren eigenen Bruder.
Ganz langsam durchbrechen einige Mädchen und Frauen die Mauer des Schweigens – problematisch ist halt, dass das alles oft am „Wantok“-System scheitert – es sind die eigenen Brüder, Väter, Onkels, Cousins,…
à Sehr viel zu tun!

24.06.15
Und heute ist schon mein LETZTER Tag hier in Mendi. Ich kann es kaum fassen.
Die letzten Tage waren voll von Abschieden – Abschiedsessen, Abschiedsgebete, Abschiedsmesse,… - ich wurde reich beschenkt (und das noch viel mehr im nicht materiellen Sinn)!
Ich werde in den nächsten Tagen, wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe, noch in Ruhe mehr darüber schreiben, aber heute möchte ich schauen, dass ich dieses noch poste, bevor ich mich aufmache (deshalb auch keine Bilder diesmal – die werden aber nachgeliefert, versprochen!)
Mein Reiseplan:
25. bis 30. Juni: Lae
30. Juni bis 9. Juli: Rabaul
9. bis 13. Juli: Port Moresby
13. bis 17. Juli: Brisbane
17. Juli bis 4. August: Sydney
und dann mache ich mich über Brisbane und Singapur wieder auf den Weg nach Frankfurt, wo ich am 6. August ankommen sollte.

Morgen geht es also los; ich kann es wirklich kaum fassen, dass meine Zeit in Mendi schon zu Ende ist. Ich bin sehr froh, dass ich noch etwas reisen darf, sonst wäre der Abschied von hier noch schwerer.
Ich durfte hier so viel Gutes erfahren und wurde durch die Zeit so bereichert – ein Teil meines Herzens wird hierbleiben, wie ich wohl auch in den Herzen vieler Leute hier zurückbleibe.
Am Sonntag hat Bischof Don am Schluss verkündet, dass dies mein letzter Sonntag hier war, er hat mir gedankt und mit folgenden Worten geschlossen:
„Yu mas kam bek sampela taim!“ (Du musst einmal/ irgendwann zurückkommen)

:-) …ich glaube, darauf sollte ich besser hören!

Einen letzten ganz herzlichen Gruß aus dem Hochland von PNG – aus „beautiful Mendi“!

...und weiter geht der Weg...

Dienstag, 2. Juni 2015

More impressions



30.05.15 Pangia
Nun ist der Mai schon fast vorbei, und der bevorstehende Juni wird meinen Abschied aus Mendi und aus den Highlands mit sich bringen. Ich werde noch ein paar Wochen durch PNG und dann durch Australien (v.a. Sydney) reisen und dann werde ich Anfang August wieder in Deutschland ankommen. Unvorstellbar…

Ich lebe nun direkt auf der Missionsstation in einem Haus, in dem zwei PNG Schwestern und eine Schweizer Schwester leben. Die PNG Gemeinschaft hier heißt FSM-Sisters – Franciscan Sisters of Mary. Diese (noch recht junge) Gemeinschaft hat in den letzten Jahren einige Schwierigkeiten gehabt und ist nach einem Reformationsprozess nun wieder neu auf dem Weg, hat aber noch für ein weiteres Jahr eine „fremde“ Schwester als Oberin (à die Schweizer Schwester). Es ist schön, hier „unten“ zu wohnen und ich habe nun wirklich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Zwischenzeitlich kennen viele Leute meinen Namen (und rufen mich oft über weite Distanzen hinweg) und ich beherrsche Tok Pisin gut genug, um ordentlich kommunizieren zu können. Im Zusammenleben mit den PNG Schwestern bekomme ich auch viel mehr und tiefere Einblicke in die Traditionen und die Denkweise der Leute hier. Das führt natürlich auch zu Spannungen, wenn die verschiedenen Welten aufeinandertreffen (und mir ist sehr wohl bewusst, dass ich als intelligente, gebildete, emanzipierte Frau einen krassen Gegensatz darstelle zu vielen Frauen hier), aber es gelingt sehr gut, durch Reden, Erklären und Nachfragen ein Verständnis für die jeweils andere Seite zu wecken. Diese Diskussionen sind für mich häufig sehr anstrengend, aber ich merke auch, dass mir diese diplomatische Vermittlung liegt – und ich habe nun schon ein paarmal das Kompliment bekommen, dass es gut ist, dass ich da bin und dass es sehr wohlwollend betrachtet wird, dass ich versuche, die Mentalität der Leute hier zu verstehen und sie ernst nehme. Das freut mich wirklich sehr und es „entschädigt“ dafür, dass ich manches Mal ermüdet in’s Bett gehe ;-).

Wenn ich dann ermüdet in’s Bett gehe, kann ich leider diese schöne Aussicht nicht mehr genießen :-)… das vermisse ich vom DPC
(Diese Ermüdung kommt aber durchaus auch teilweise daher, dass ich seit zwei Wochen nun eine indische Schwester hier im Büro habe, die ich einlernen soll und das Problem ist, dass sie leider (bislang) nur sehr schlecht Englisch spricht und auch ihr Pidgin noch nicht so gut ist und dass für sie die meisten „alltäglichen“ Dinge in einem Büro neu sind, ebenso, wie alle Menschen etc…. :-); das fordert durchaus auch einiges an Geduld von mir, denn wenn ich die Dinge selbst erledigen würde, wäre das sehr viel schneller, aber ich wäre eine schlechte Lehrerin und würde sehr kurzfristig denken, würde ich es wirklich selbst machen; UND: sie macht deutliche Fortschritte! Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass sie in den noch verbleibenden drei Wochen noch so viel lernt, dass sie das ganz gut alleine auf die Reihe bekommt!)

Gestern bot sich mir spontan die Gelegenheit, mit nach Pangia zu fahren (etwa 2 Stunden von Mendi entfernt). Schon häufig hat mich der hiesige Ortspfarrer eingeladen, aber es hatte sich nie ergeben, doch nun konnte ich ganz kurzfristig noch mitkommen. Wirklich sehr schön hier. Etwas wärmer als Mendi und sehr sicher (keine „tribal fights“ oder ähnliches), gute Straßen, die herführen (ob das vielleicht daran liegt, dass der Premierminister von hier kommt?...) und – wie aber beinahe überall hier: wunderschöne Natur.
Vorgestern erreichte uns noch die Nachricht, dass eine der Brücken auf dem Weg hierher gesperrt sei, weil ein Wagen irgendwie einen Unfall hatte und die Brücke blockierte. Nachdem wir dann gestern auf dem Weg waren (wir hatten vor, das Auto notfalls unterwegs stehenzulassen, über die Brücke zu laufen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln den restlichen Weg zurückzulegen), kam die Nachricht, dass die Brücke wieder frei sei. Als wir dann tatsächlich an diese Brücke kamen, waren dort lauter (halb)starke Männer, teils deutlich betrunken und stoppten unseren Wagen, sie wollten „compensation“ – wofür auch immer, vielleicht dafür, dass sie geholfen haben, die Brücke wieder freizuräumen. Zunächst begannen sie mit 30 oder mehr Kina (das sind 10 Euro), dann antworteten die Schwestern, dass sie so etwas nicht machen würden, dass sie außerdem unterwegs seien, um mit den Leuten für die Leute zu arbeiten und dass sie heute NICHT bezahlt worden wären (es war nämlich der vierzehntägige Zahltag, was bedeutete, dass viele Leute Bargeld in der Tasche hatten…. – welch außerordentlich geschickter Tag für einen „roadblock“). Die meisten der Männer wären dann auch bereit gewesen, uns einfach passieren zu lassen, doch einer insistierte und meinte, dann müssten wir halt umdrehen. Daraufhin bot ihm die Schwester 10 Kina an – das wurde akzeptiert und wir durften weiterfahren.
Einerseits rebelliert bei solchen Aktionen alles in mir, und andererseits ist es aber auch der „normale“ Weg und man ist froh, so billig davongekommen zu sein. Eine andere Welt. 
In Pangia wurde ich von einem „alten Bekannten“ begrüßt: Cap, einer der Welpen, die bei meiner Ankunft hier noch so winzig waren :-) – jetzt im besten Flegelalter



02.06.15
Das Wochenende vor Pfingsten war ich am Lake Kutubu, der auf einer deutlich geringeren Höhe liegt, als Mendi, entsprechend ist es dort einiges wärmer und auch die Vegetation ist eine ganz andere. 
Wieder eine Fahrt durch die atemberaubend schöne Natur hier

…auf hinreichend ordentlichen „Straßen“


Ich war (mal wieder) mit dem Bischof unterwegs zur Einweihung eines Gemeindehauses und für Firmungen (ja, wie üblich: singsing und laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange Reden von irgendwelchen „bigman“ ……aaaaaaaaahhh
Das traditionelle „Outfit“ ist hier ganz anders

…und es gab viele verschiedene „Outfits“

(schon beeindruckend, oder?!)

Am Sonntagmorgen hatte ich eine Weile Zeit, ein wenig spazieren zu gehen und die Gegend alleine zu erkunden, und habe das in vollen Zügen genossen 
ein wunderbar sonniger Sonntagmorgen am Lake Kutubu

auf gar nicht immer so einfachen Wegen :-)




(das geht immer so lange, bis man dann doch irgendwann auf Kinder trifft, die dann so begeistert sind, dass sie einen treffen, dass sie den Weg mit einem gehen wollen ;-)  ).
und dann hatte ich sofort Begleitung! Auch sehr nett!

Ich wollte ja unbedingt noch ein „Bird of Paradise“ sehen, habe dort auch ganz viele geHÖRT und vermutlich ein Weibchen (oder ein Jungtier) gesehen, aber diese wunderschönen Federn habe ich leider noch nicht in „live“ gesehen – nur „tot“ ;-)
In Kutubu habe ich übrigens auch eine Nacht in der Krankenstation verbracht…!
(:-) na, besorgt?!... -> Eine Schwester und ich haben dort übernachtet, weil die Übernachtungsmöglichkeiten ausgegangen sind :-) – insofern: keine Sorge! )
mein neues absolutes Lieblingsbild – ein Selfie


Dann war da noch Pfingsten und die große Neuigkeit: ich bin zum dritten Mal Taufpatin! Wieder ein Mädchen (;-) ich glaube, ich „kann“ „nur“ Mädchen ;-)  ): Emma, 15 Jahre alt. Ich erinnere mich nicht, ob ich schon einmal von Emma berichtet hatte: sie war die, die, als ich noch im DPC gewohnt habe, immer am Samstag vorbeikam und mit mir geputzt hat, um sich etwas Geld zu verdienen. Sie ist Halbwaise (ihre Mutter starb, als sie ca. 5 Jahre alt war), wie ich aber inzwischen realisiert habe, hat sich ihr Vater so gut wie nie um sich gekümmert, so dass sie seit sie 7 Jahre ist, sich und ihre 3 Brüder (einer älter, zwei jünger)  versorgt hat.
Emma war nun seit einigen Jahren in einer der vielen anderen Kirchen hier, war aber durch ihren Kontakt mit den Schweizer Schwestern und dann auch mir der katholischen Kirche immer recht verbunden – und nun hatte sie sich entschieden, katholisch zu werden. Am Samstag vor Pfingsten kam sie dann und bat mich, Taufpatin zu sein (sie hatte am Abend zuvor realisiert, dass sie das brauchte). Zunächst lehnte ich ab, denn wenn ich dieses Amt akzeptiere, dann möchte ich es auch ausüben können, aber sie hat mich sehr darum gebeten und mir glaubhaft versichert, dass ich mich in den letzten Wochen mehr um sie gekümmert habe, als sich je jemand um sie gekümmert hat (und das traurige ist, dass ich – nicht nur ich – überzeugt bin, dass das stimmt :-( ) und dass sie wirklich gerne hätte, dass ich das übernehmen könnte.
…und dann habe ich zugestimmt… 
mein neues Patenkind


…und nun überlege ich, wie ich meiner Verpflichtung (denn für mich ist es das – aber eine schöne Verpflichtung) Emma gegenüber nachkommen kann… - dass ich ihr sicherlich mit ein wenig Geld aushelfen kann, ist keine Frage, aber ich bin am überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die ihr vielleicht auch langfristig weiterhelfen.
…auf jeden Fall freue ich mich über Emma!
…und Emma freute sich auch, denn wir haben ihr einen schönen Tag bereitet!



Ganz besonders gefreut habe ich mich in der letzten Zeit, weil ich zum ersten (und vermutlich einzigen) Mal hier POST bekommen habe!!!
Da ich diejenige bin, die die Post hier im Büro sortiert, habe ich mich wirklich sobald der Brief hier angekommen war über ihn freuen können!
Spannend war, dass es dieser Brief in einem Monat hierher geschafft hat (und der Brief meiner Eltern, der nun schon seit beinahe 3 Monaten unterwegs ist, ist noch nicht angekommen). Manchmal frage ich mich, wie das alles überhaupt sein kann: Manche Post aus der Schweiz z.B. schafft es in einem knappen Monat, es kann aber durchaus sein, dass das dann mit Post von vor 9 Monaten zusammen ankommt (die Schweizer Schwestern haben kürzlich dann doch noch einen Brief vom Oktober bekommen, zusammen mit Weihnachts- und Osterpost…).
Wie auch immer: Ihr beiden Lieben – ganz herzlichen Dank für Eure liebe Post hierher!

(UPDATE: Als meine Mutter diesen Post gelesen hat, hat sie ganz erschrocken zurückgeschrieben, dass sie ganz vergessen hat, den Brief zu schicken ... :-) - da werde ich wohl noch laaaaaaaaaaaaaaange warten ;-)  )

Und das ist doch auch ein schönes Schlusswort für heute.
Herzliche Grüße!

P.S.: In Pangia übrigens habe ich ein kleines Museum angeschaut: die ersten katholischen Missionare, die dorthin gekommen waren, haben sich dafür eingesetzt, dass die Leute nicht ihre ganzen Traditionen über den Haufen werfen (wie viele der früher angekommenen Missionare anderer Denominationen gefordert haben), sondern haben angefangen, Artefakte, traditionelle Kleidungsstücke, Gefäße, Jagdgegenstände etc. zu sammeln und aufzubewahren. Es resultierte ein kleines Museum, in das sehr viel mehr Zeit investiert werden könnte, das aber sehr schön einen Einblick in die traditionelle Kultur gibt (und das zwischenzeitlich sogar Gefäße etc. aus einer sehr viel früheren Besiedlung beherbergt…spannend!).
im Museum in Pangia

Diese Frau, Sara, habe ich in Pangia getroffen. Sie hat mir spontan ein Bilum geschenkt

 
und auch in Pangia gibt es wunderschöne Sonntagmorgen!
 
Und noch ein P.P.S.:
Hier in Mendi (Kumin) wurde ein neues Gebäude für die Lehrkräfte an der Primary-School eingeweiht. Ihr ahnt es… singsing… (ich bin nur kurz vorbei und habe ein paar Fotos geschossen, aber zwei möchte ich gerne teilen)
Tradition trifft Moderne
 
Ich fand sie SO hübsch, ich MUSSTE ein Bild machen!